Fokusse

Fokus Zwischensprachen

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© Julia Praschma

Burg Hülshoff bewegt sich – so fest sie auch steht – schon seit langem in Zwischenzonen: zwischen Stadt und Land, zwischen privat und öffentlich, zwischen Altem und Neuem.

Der Fokus Zwischensprachen erinnert daran, dass die Grenze DAZWISCHEN eben nie nur zu der einen oder dem anderen gehört, sondern zu beiden. Also, ist eine Grenze dann überhaupt Grenze?

Das trifft zum einen auf die Trennung zwischen den Künsten zu. Und hier setzt das Center dezidiert darauf, starke Literatur vor allem dort zu finden, zu inszenieren oder mit entstehen zu lassen, wo Autor*innen, einzeln oder im Kollektiv, über den Rand der Disziplin hinausschauen, wo sie sich mit Tänzer*innen, Performer*innen, Musiker*innen, Orchestern oder Chören, mit Bildenden Künstler*innen, Video Artists, Aktivist*innen, sozialen Projekten verbinden und verbünden.

Neben dieser Zwischensprache von Künsten und Gesellschaft aber möchte das Center for Literature auch unsere diverse, mehrsprachige Gesellschaft abbilden. Nie wurde nur eine Sprache gesprochen. Aufgabe für eine Literaturinstitution der Zukunft muss es also sein, Angebote in mehreren Sprachen zu machen. Hier folgen wir Texten und Autor*innen und nehmen das auf, was schon entsteht, oder unterstützen beim Entstehen neuer Konzepte und setzen sie mit um.

Ein Hörspiel mit Übertiteln in drei Sprachen? Ein kollektives Schreibprojekt mit sechs Menschen aus mindestens sechs Ländern und sechs Sprachen? Oh ja, bitte! Ein Abend mit Lyrik in Gebärdensprache? Überfällig, um die einen überhaupt an Lesungen teilhaben zu lassen – und die anderen an der Schönheit eines Hilde Domin-Gedichts in Gebärdensprache. Wieviel konkreter wird Dichtung durch Gebärden? Und wo ist eine Geste im Raum poetischer als die Poesie im Wort? Oder konkurrieren sie sowieso nicht, sondern ergänzen sich und treffen sich eben dort, in der Zwischensprache?

Mit solchen Fragen sind wir beim Themenfeld der Übersetzung angekommen. Und die Übersetzung ist ja der Paradefall der Zwischensprachen: Wie oft könnten wir ein gutes Gedicht allein in eine einzige Sprache übersetzen? Jedes Mal würde es sich wieder verändern. Und wie können wir durch Übungen im Übersetzen von Wörtern auch wieder die gesellschaftlichen Positionen einer Gruppe an eine andere und in deren Sprache vermitteln?

Also: WHY WAIT? TRANSLATE!