Stadt und Land: In den vergangenen Jahren sind beide als große Kontraste zurück ins kollektive Bewusstsein gekommen. Während die Städter*innen sich in ihren sanierten Altbauten oder Fabriklofts, in den Capuccino-Cafés mit Industrielampen, in den Gemeinschaftsgärten und den Yoga-Studios eingerichtet haben, zieht es die Landbewohner*innen ins Countryhouse, mit Kamin, Gartenzaun, Rotwein und einem guten Buch.
Beide Klischées verfallen, sobald Autor*innen anfangen, Romane zu schreiben, die in Dörfern spielen, oder wenn sie Ländliches und Städtisches in lyrische Zeilen pressen.
Gehen wir also dorthin. Zeichnen wir komplexere Bilder von städtischem und ländlichem Zusammenleben als die, die in Magazinen dargestellt werden.. Wo sind die Gegensätze stark? Wo verschwimmen sie? Wo ist der städtische Kiez viel mehr Dorf als das Dorf? Wo ist der Marktplatz in der Kreisstadt städtisch? Wer geht morgens vom Land in die Stadt? Und wer – umgekehrt – für die Ruhe aufs Dorf, nur um abends, nach Feierabend, an der Hauptverkehrsstraße zu stehen und den Lärm und Staub des Urbanen zu genießen? Wie verbindlich oder verlogen oder kompliziert sind Gemeinschaften hier wie dort? Vermittelt die Stadt die modernen Ideen ans Dorf? Und ist das Land dafür immer bodenständiger und – ja! – authentischer?
Zum Glück befinden sich Burg Hülshoff und das Rüschhaus genau in der Zwischenzone zwischen Stadt und Land. Genau deshalb können sie Forum sein, um in den Austausch zu kommen; weil hier Menschen zusammentreffen werden, für die Stadt und Land längst ineinanderfließen. Bis ein Dorf sagt: »Wir sind städtisch für die Umgebung.« (Saša Stanišic)