Beim Droste-Festival 2021 auf Burg Hülshoff im Münsterland soll Magie (literarisch gewandet) erlebt, diskutiert und neu definiert werden. Es geht darum, die Anschlussfähigkeit verschiedenster Magie-Konzepte an das postmoderne Zeitalter bzw. Anthropozän zu gewährleisten. Bezugsgröße ist die berühmte Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, die bereits vor 200 Jahren auf Burg Hülshoff und im nahe gelegenen Rüschhaus Forschungen zu Magie und Aberglauben durchführte und in ihrem literarischen Werk verarbeitete. Man denke nur an den Knaben im Moor und die geheimnisvolle Judenbuche. Drostekenner*innen würden hier an Drostes Fräulein von Rodenschild oder Der Graue erinnern. Während ihr Vater sich mit dem Sammeln von magischen Phänomenen, vor allem Vorgesichten, in seinem sogenannten Liber Mirabilis beschäftigte, ging Droste einen bedeutenden Schritt weiter. Ihre Anliegen waren die Sichtbarmachung und Überführung vermeintlich gespenstischer Erscheinungen und dunkler Mächte in ein aufgeklärtes, auf Unterscheidung von Realität und Fantasie gegründetes Denken. Dazu lotete sie in ihrer Dichtung geschickt Zwischenbereiche zwischen beiden Ebenen aus, verließ jedoch nie die poetologische Meta-Ebene und damit die Ebene der Unterscheidung der Geister.
Leider ist ihr Ansatz bisher zu wenig bekannt geworden, obwohl die Droste-Forschung schon seit langem diese Mission der Dichterin nachgewiesen und veröffentlicht hat. Nach 200 Jahren ist Drostes gedankliches Erbe so aktuell wie nie zuvor und es steht zu hoffen, dass das Center for Literature mit seiner Strahlkraft hier endlich Licht ins mittelalterliche Denkdunkel bringt, zumal in Zeiten der Covid-19-Pandemie eine Zunahme von Aberglauben, Verschwörungstheorien und Geisterglauben zu beobachten ist.