Free Care

#17: Lesebürger*innen!-Begehren – Auswertung

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Zweimal im Jahr kommen alle Lesebürger*innen zu einem Begehren zusammen und entscheiden direkt über ihre Beteiligung am Programm des Center for Literature. In diesem Jahr war das anders – wir mussten das Rüschhaus verlassen und unser Begehren ins World Wide Web verlagern.

In einer Umfrage haben die Lesebürger*innen zwischen blinkendem Droste-GIF und Ein-Satz-Antwort Fragen beantwortet, Fragen zum Wunsch nach Teilhabe, zu Ideen für Formate und zur Care-Arbeit durch Beteiligung in Corona-Zeiten.
Das war die Wahl, das ist das vorläufige Ergebnis!

46,2% der insgesamt 75 Lesebürger*innen leben zwischen Stadt und Land im Münsterland, ebenso 46,2% in der Stadt Münster, während übrige 7,7% im Ruhrgebiet und im sonstigen Land im Fluss zu Hause sind.

Über die Hälfte der Abstimmenden, ganze 58,3% sind seit dem ersten Jahr 2018 Lesebürger*innen des CfL, 2019 – im Jahr von Droste FM, dem digitalen Radiosender der Lesebürger*innen – kamen 33,3% hinzu. Haben wir im noch jungen Jahr 2020 einen Zuwachs von 8,3%, rechnen die Kunst- und Kulturinstitutionen in den kommenden Jahren mit einem starken Zuwachs an Partizipation – an Dialog mit dem Publikum und vor allem durch das Publikum.

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Hast du Lust und Zeit, dich 2020 an Formaten zu beteiligen?

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Die Glocke im Rüchhaus
klingelt und wir werden mehr.


Welche Ideen für eine digitale Partizipation hast du? Wie würdest du dich gern am Onlineprojekt FREE CARE beteiligen?

Digitale Botschaften, ABCDarium,
eine Dead Ladies Show,
Schreibgespräch via Droste FM,
Blog zum Thema, ….

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Im Jahr 2020 woll(t)en die Lesebürger*innen neue Formate erarbeiten und präsentieren: Einen Escape Room im Droste-Museum, ein Care-Mobil, das Free Care in Einrichtungen der Fürsorge bringt, das Lesebürger*innen!-Café und weitere Beiträge für Droste FM. All das muss nun erst einmal ins Digitale übersetzt werden – doch wir mischen uns trotzdem ein!

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Auch das digitale Begehren hat den bisherigen Termin bestätigt. Damit wir alle teilhaben können, planen wir Projekt- und Workshopwochenenden, da es auch ein großes Interesse (94,5%) an Projektwochenenden und an Workshops gibt.

Viele Lesebürger*innen (56%) begehren, mehr Texte von Annette von Droste-Hülshoff zu lesen, zu diskutieren und in ihre Arbeit in die Vermittlung zwischen Publikum, Ort und Künstler*innen einfließen zu lassen.

[…] es fehlt mir allerdings nicht an einer humoristischen Ader, aber sie ist meiner gewöhnlichen und natürlichen Stimmung nicht angemessen, sondern wird nur hervor gerufen durch den lustigen Halbrausch, der Uns in zahlreicher und lebhafter Gesellschaft überfällt, wenn die ganze Atmosphäre von Witzfunken sprüht, und Alles sich in Erzählung ähnlicher Stückchen überbietet – bin ich allein, so fühle ich, wie dieses meiner natürlichen Natur fremd ist, und nur als reines Product der Beobachtung, unter besonders aufregenden Umständen, in mit aufsteigen kann.

— Annette von Droste-Hülshoff in einem Brief, April 1840

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(Aus dem Off des Fragebogens ruft das blinkende Droste-Gif):

Was würdest du mich, Annette, gern fragen?

• Würden wir Dich/Sie duzen oder siezen?

• Wenn Sie acht Wochen »in Quarantäne« müssten, was würden Sie außer Tinte, Feder und Papier mitnehmen? Einmal in diesen acht Wochen darf jemand durch eine Sicherheitsscheibe zu Ihnen sprechen, wer sollte das sein?

• War es schwer, als Dichterin anerkannt zu werden? (wir wissen: JA)

• Ich weiß, liebe Annette, dass es zu deiner Zeit auch eine Pandemie gegeben hat. Wie ist es dir damit ergangen? Hast du dazu geschrieben?

• Wie siehst du die heutige Welt?

• Wie hast du es geschafft, trotz der Widerstände am Schreiben als Ausdrucksform festzuhalten?

• Wie bist du bei Laune geblieben, wenn du mal wochenlang allein im Rüschhaus verbringen musstest?

• Würde sie auch in der heutigen, globalisierten Welt, mit einem profitorientiertem Gesundheitssystem Fürsorge leisten?

• Wärst du eine Lesebürgerin?

Guckt mich nicht so an, ich weiß auch nicht alles!
Doch, vielleicht können wir es zusammen herausfinden!

Wie die Droste mit den Wirren der Zeit umgegangen ist/wäre, mehr Droste lesen(!), Care, Droste & Feminismus, Droste & Mehrsprachigkeit, Künstliche Intelligenz, Vielfalt & Diversität, Teilnahme/Teilhabe, Grundrechte, Psychische Gesundheit, Einsamkeit & Lesen, Queerness, Literarische Geister auf Hülshoff, Gemeinschaft – all das sind Themen, die die Lesebürger*innen laut Begehren in Zukunft, in 2020, 2021, 2022 und so weiter, in diese denkmalgeschützte Burganlage werfen wollen.

Wir werden alles und noch mehr bereden, diskutieren und aufschreiben lesen, wir werden mitlesen und schreiben – wir haben Zeit


Ja!, wir haben auch die Zeit, nach Themen zu suchen und zu suchen nach einer POETIK DES PUBLIKUMS. Was könnte das sein?, fragt das Begehren, fragen wir uns einmal im Monat – und oftmals auch häufiger.

»… an einem runden Tisch mit
höchstens 6 Personen über Literatur
sprechen, mit oder ohne Autor*in«

»Ich verstehe die Frage nicht!«

»die Grenzen zwischen Künstler*in
und Publikum einreißen«

»Miteinbeziehung des Publikums bei
ausgesuchten Projekten
(wie beim Workshop zum Care-Wörterbuch)
oder die künstlerische Verarbeitung
von Statements, Kommentaren des Publikums«

»kreative Resonanzen, Korrespondenzen«

»Finde ich immer schwieriger zu beantworten,
je länger ich denke. Besser: einfach was machen.«

»Die Antwort auf ihre Briefe aus heutiger Sicht zu beantworten.«


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Aufruf zur Suche nach POETIK DES PUBLIKUMS!

Wir, die Lesebürger*innen des Center for Literature, arbeiteten seit Anfang 2020 an einem Café für das Droste Festival: Believe (in) us. Es sollte Kuchen geben, und keine digitalen Torten-Diagramme, es sollte aber auch Beiträge für Droste FM geben, vor allem sollte es Gespräche geben. Wir wollten mit euch reden – mit dem Publikum und mit den Künstler*innen, reden über das Glauben und den Glauben. Nun reden wir in einem Blog.

Doch wir bleiben weiter auf der Suche – auch in Zeiten des physical distancing. Wir sind auf der Suche nach einer Poetik des Publikums, nach Beteiligung am Prozess, nach einem Einmischen in den Kunst- und Kulturbetrieb, das aufwirbelt und Literatur und Institution neu denkt.

Wir sind auf der Suche nach einer Sprache, die beschreibt, was wir sehen. Wir wollen zusammenkommen, weitermachen und in kleinen Gruppen Ideen verwirklichen, wir wollen frisch sein und uns mindestens einmal im Monate treffen. Wir wollen noch mehr werden. Wir wollen noch mehr zum Ort des Dialogs werden.

Wir wollen uns weiterhin jeden letzten Dienstagabend im Monat treffen und wir möchten Euch aufrufen, euch zu beteiligen! Jetzt und auch danach!

Die Lesebürger*innen fehlen im Rüschhaus. Doch an digitalem Dialog fehlt es nicht – per Mail, per Telefon, per digitalem Anhalter über Google Docs und Zoom. Die Kunst geht weiter und die Literatur geht weiter, also geht auch die Beteiligung weiter, wir werden uns auch jetzt – und auch in Zukunft – im digitalen Zeitalter einmischen. Wollt ihr dabei sein? Mitschreiben, mitdenken, mitlesen?

Join us! Lets Participate!
Anmeldungen an: lesebuergerinnen@burg-huelshoff.de