Denkfabrik

In den Jahren 2019 bis 2021 etablierte das CfL die Denkfabrik als jährliches Format. Künstler*innen, Kurator*innen, Forscher*innen und Publikum kommen zusammen und diskutieren entlang von Inputs große Themen der Gegenwart, dazwischen gibt es performative Programme, von Lesung über Installation und Screening bis Konzert. Wissen wird mit Worten und auf anderen sinnlichen Ebenen getauscht.

Im ersten Jahr standen unter dem Titel To belong or not to belong? Fragen der Zugehörigkeit im Vordergrund. 2020 beschäftigten sich die Teilnehmenden in Politik und Gefühl mit kollektiven Gefühlen (Wut, Trauer und Scham) und – vor dem Hintergrund der Ausbeutung von Emotionen durch Rechtspopulisten weltweit – Strategien der Kunst im Umgang mit solchen öffentlichen Affekten. 2021 haben sich unter dem Titel Phantom Homeland Künstler*innen mit Wissenschaftler*innen zusammen in Gespräche über Grenzen und Heimaten begeben.

2022 widmete sich die Denkfabrik der Frage: Was bedeutet es, anders zu leben, als viele andere von uns erwarten? Lokale Communities, regionale Expert*innen und internationale Künstler*innen gingen gemeinsam auf die Suche nach der »chronischen Melancholie« hinter den Normen, wie sie der kanadische Autor C. E. Gatchalian nennt.

Die Denkfabrik 2023: Welt & Anschauung beschäftigt sich mit Zugängen – zu Text, zu Institution, zu Welt. Für wen sieht die Welt wie aus? Was sind Schnittmengen unserer Anschauungen von Welt? Neben Workshops und Inputs gibt es Lesungen, Spaziergänge, Screenings und Performances. Künstler*innen, Kurator*innen, Forscher*innen und Publikum kommen zusammen und diskutieren.

Denkfabrik 2023: Welt & Anschauung

Die Denkfabrik beschäftigt sich in diesem Jahr mit Zugängen – zu Text, zu Institution, zu Welt. Für wen sieht die Welt wie aus? Was sind Schnittmengen unserer Anschauungen von Welt?

Neben Workshops und Inputs gibt es Lesungen, Spaziergänge, Screenings und Performances. Künstler*innen, Kurator*innen, Forscher*innen und Publikum kommen zusammen und diskutieren. Damit will die Fabrik hier zu ihren Ursprüngen zurück: weg von der Fließbandherstellung hin zu der im Lateinischen Wort ›fabrica‹ angelegten Bedeutung von Künstler- und Handwerksarbeit und hin zu Raum und Zeit zum gemeinsamen Denken und zum offenen Austausch.

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Programm

Die Beiträge finden auf deutscher und englischer Lautsprache und werden in Deutsche Gebärdensprache (DGS) übersetzt.

27. Oktober 2023, Bennohaus
16 Uhr Ankunft und Kennenlernen

16.30–16.45 Uhr Input von Felicitas Rohden
17–17.45 Uhr Input von சி#$ஜ& வரதராஜா (Sinthujan Varatharajah)
18–18.45 Uhr Input von Dawei Ni und Franziska Winkler
19 Uhr Abendessen

20 Uhr Die Übersetzung. Ein Try-Out von vorschlag:hammer mit Ahmed Djamali, Sebastian Kunas, Khosrou Mahmoudi (DE / EN / FA)

28. Oktober 2023, Bennohaus
10 Uhr Punkt, Kommas, Wege – ein Ort erzählt von Vielem
Performativer Spaziergang mit Henriette Aichinger (deutsche Lautsprache)

10 Uhr Wading Thru Dreams, 2gether
Partizipative Lesung mit Charmaine Li (englische Lautsprache)

11.30 Uhr Pause
11.45 Uhr Gemeinsames Gespräch
12.30 Uhr Mittagessen

13.15 Uhr Input von Matthew Blaise in drei Teilen
Teil I: African Queerness
Teil II: Belonging and not belonging
Teil III: Radical Love

Input von Dawei Ni und Franziska Winkler in drei Teilen (tbc)

14.15 Uhr Pause

14.30 Uhr Lesung von Ilija Matusko in drei Teilen
Teil I: Geruch & Herkunft
Teil II: Kunst & Klasse
Teil III: Arbeit

Input von Michaela Predeick in drei Teilen
Teil I: Reading Depression
Teil II: Staging Depression
Teil III: Picturing Depression

15.30 Uhr Pause
15.45 Uhr Gemeinsames Gespräch
17 Uhr Pause
17.15 Uhr Gemeinsames Gespräch
18.30 Uhr Abendessen
19.15 Uhr Abfahrt vom Bennohaus zum Haus Rüschhaus

20 Uhr
Prolog: Masculine Fairies, Haus Rüschhaus
Szenische Lesung von Jonas Monka, Minna Wündrich
mit Philipp Joy Reinhardt, Minna Wündrich mit Texten von Emre Busse, CAConrad, Lynn Takeo Musiol, Jayrôme C. Robinet

Sonntag, 29. Oktober, Bennohaus
10.30 Uhr Abschlussrunde

Zum Kalender

Die Denkfabrik 2023 wird unter anderem im Rahmen von »Mitlesen! Partizipative
Literaturformate« gefördert durch die Deutsche Bank Stiftung. Der Input von Matthew
Blaise sowie die Veranstaltungen »Die Übersetzung« und »Prolog: Masculine Fairies«
finden im Rahmen des Projekts »Mit den Gespenstern leben (haunting|heritage)« statt,
gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, die Beauftragte der Bundesregierung für
Kultur und Medien, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes
Nordrhein-Westfalen im Förderprogramm »Regionales Kultur Programm NRW«, die
Commerzbank-Stiftung und die Kunststiftung NRW.

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2022: Norm & Melancholie

Auch in diesem Jahr lädt das Center for Literature zu einer Denkfabrik – zu Lesungen, Performances und Zwiegesprächen – ein.

Was bedeutet Leben abseits von Normen? Wer bestimmt die Grenzüberschreitung, wer die Norm? Oft lässt uns ein unnormales Leben eine anhaltende und stille Trauer spüren. In der diesjährigen Denkfabrik denken wir zusammen über diese Melancholie hinter den Normen nach.
Seid dabei, wenn lokale Communities, regionale Expert*innen und internationale Künstler*innen zusammentreffen.

Programmheft

Die Denkfabrik Norm & Melancholie ist Teil des Projekts Against all odds, gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.

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2021: Phantom Homeland

Zum dritten Mal lädt das Center for Literature zu einer Denkfabrik ein, einer besonderen Art von Konferenz. Unter dem Titel Phantom Homeland diskutieren starke Denker*innen aus Literatur und anderen Künsten, aus Wissenschaft, Heimatverbänden und Interkultur, was Zuhause und Herkunft heute bedeuten.

Denn auch wenn das deutsche Wort im Duden nur in der Einzahl vorhanden ist, sollten wir inzwischen wohl eher von den vielen Heimaten sprechen. Immer mehr Menschen pendeln und haben (gefühlt oder real) mehr als ein Zuhause. Immer mehr weltweit sind auf der Flucht. Und immer mehr benutzen das World Wide Web, das ein Ort über allen Orten ist.

In der Pandemie wiederum sind wir alle in unserem Bewegungsradius eingeschränkt und sitzen mehr daheim als je zuvor. Doch wird das Heim dadurch mehr zur Heimat, oder fehlt erst recht etwas? In der Denkfabrik mischen sich Gespräche, Performances und kleine Vorträge.

Akteur*innen

Die Denkfabrik Phantom Homeland wird gefördert im Rahmen von #TakeNote durch den Fonds Darstellende Künste aus Mitteln des Programms NEUSTART KULTUR der BKM.
Das Projekt Phantomlandschaften zur Eröffnung der Denkfabrik wird gefördert im Programm »Und seitab liegt die Stadt« - ein Projekt der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (Förderprogramm »Kultur in ländlichen Räumen«) und des Literarischen Colloquiums Berlin.
In Kooperation mit der Studiobühne der WWU Münster und dem Westfälischen Heimatbund.

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Jörg Albrecht © Lennart Lofink

2020: Politik und Gefühl

Wie sind Politik und Gefühl heute verbunden? In einer andersartigen Konferenz, einer Denkfabrik, kommen Menschen aus Kunst, Wissenschaft und Studierende zusammen. Texte, Performance, Film. Und Diskussion!

Die Debatten in den Medien, aber auch in den Straßen und den Parlamenten sind aufgeheizt wie lange nicht. Gefühle scheinen die Politik auf einmal wieder vermehrt zu bestimmen.

Was ist geschehen, dass die Tendenz, auch in größeren Gruppen »mit der Faust auf den Tisch zu hauen«, wieder so groß wurde? Wo waren diese Gefühle zuvor? Unterdrückt? Oder für eine Weile verschwunden (durch Yoga, Meditation und Konsum)? Inwieweit spielen Strategien öffentlicher Beschämung eine (neue) Rolle? Können sie nur als Demütigung erfolgen – oder auch produktiv werden, wenn sie uns auf die moralische Verantwortung aller (vor allem der Mächtigen) hinweisen? Und, nicht zuletzt: Wieso ist die Wut so viel lauter als Trauer? Wie könnte Trauer in der Öffentlichkeit (wieder) zugelassen und ritualisiert werden? Wie könnte aus scheinbarer Hilflosigkeit Empowerment werden?

Über all das denkt unsere Denkfabrik nach: Politik & Gefühl. Künstler*innen aus Literatur, Musik, Film, Theater kommen mit Forscher*innen, Studierenden zweier Kunsthochschulen und mit dem Publikum zusammen.
In Lectures, Perfomances, Konzert und Film kommen wir den Fragen näher. Vielleicht auch möglichen Antworten.- aufgrund der Pandemie als Online-Event.

Fragt. Antwortet. Streicht die Antworten durch. Mit uns.

Politics & Sentiment is a three-day-think tank and brings together writers and colleagues from other artistic disciplines (music, film, theater) as well as from academia. Their inputs, performances and discussions revolve around collective emotions and their political potential: rage – shame – mourning – powerlessness. What has happened in the last five years to cause the tendency to »put one’s foot down« in larger groups to increase so much? To what extent do strategies of public shaming play a role? Can they only serve as humiliation - or can it also be productive when moral responsibility becomes the focus? How can mourning in public be allowed (again) and ritualized? How can we overcome a lack of power by strategies of self-empowerment? What artistic tools are available to make collective emotions representable?

Akteur*innen

Politik & Gefühl wird präsentiert von Burg Hülshoff – Center for Literature und brut Wien und gefördert durch den Deutschen Literaturfonds e.V.


In Kooperation mit der Kölner Kunsthochschule für Medien (KHM), dem Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst Wien und Literaturhaus Wien.
Die Kooperation mit der KHM wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW.


Konzeption Wien: brut & Gerhild Steinbuch
Konzeption Münster: Burg Hülshoff – Center for Literature

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Nástio Mosquito © Sabrina Richmann

2019: To belong or not to belong

In ihrer Schrift Jetzt schreibt das französische Kollektiv Unsichtbares Komitee mit Bezug auf die aktuellen nationalistischen Bestrebungen:

Überall verspricht man also, die verlorene Einheit gewaltsam wiederherzustellen. Nur, je mehr man »spaltet« und gleichzeitig über das »Zugehörigkeitsgefühl« schwadroniert, desto mehr breitet sich die Gewissheit aus, bei all dem nicht dazuzugehören.

Also:

To belong or not to belong?

Unter diesem Titel sprechen wir. Über die Rolle(n) von Kunst und die Verantwortung der Zivilgesellschaft angesichts globaler Migrationsbewegungen und neuer Mauern. Darüber, wieso manche dazugehören sollen und andere nicht.

Doch was heißt Zugehörigkeit überhaupt? Und wieviele Worte gibt es für Migration? Migrieren Menschen der zweiten oder dritten Generation auch noch? Sind Stadt- oder Landflucht auch Wanderungen? Welche Ängste und Hoffnungen sind mit beiden verbunden? Wie kann Sprache wandern, anstatt Mauern zu akzeptieren – oder gar zu ziehen? Muss zeitgenössische Kunst auf gesamtgesellschaftliche und weltpolitische Entwicklungen überhaupt reagieren? Oder sollte sie sich lieber auf beispielhafte Alltagsphänomene, auf private Erfahrungshorizonte konzentrieren?

Die literarische Denkfabrik ermöglicht ein offenes Gespräch – in Diskussionspanels und Arbeitsgruppen. Impulsvorträge, Lesungen, Installation und Textkonzert bringen weiteren Input.

To belong or not to belong? lädt alle ein, mit zu sprechen und nachzudenken. Es werden Positionen formuliert: gemeinsame wie gegensätzliche. Die Denkfabrik will Dinge klären. Aber nicht final und eindeutig, sondern so temporär und vielschichtig, so lustvoll und spielerisch wie nur möglich.

A conference that asks: Why some belong and others do not? Nearly 30 artists working in the field of literature and other genres discuss this topic with each other and the audience. They will discuss the role of art in light of global migration movements and new walls. They will discuss the idea of responsibility within civil society. And they will discuss the nature and means through which language has always migrated.

Akteur*innen

To belong or not to belong? wird gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.

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