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Post-Westfälische Literatur. Ein Workshop zu Forschen, Übersetzen und Schreiben in der Post-Westfälischen Weltordnung

Fokus: Zwischensprachen
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Post-Westfälische Literatur. Ein Workshop zu Forschen, Übersetzen und Schreiben in der Post-Westfälischen Weltordnung

Konzeption: Jörg Albrecht, Maximilian Körner, Anneke Lubkowitz, Nesrin Tanç

Für den Workshop Post-Westfälische Literatur kommen vom 17. bis 19.11. auf Burg Hülshoff und zugleich in der Digitalen Burg wichtige Stimmen aus Wissenschaft und Kunst zusammen, um über Forschen, Übersetzen und Schreiben in der Post-Westfälischen Weltordnung zu diskutieren. 

Worum genau geht es?

Der wissenschaftlich-künstlerische Workshop geht der Frage nach, was eine Verschiebung von der nationalen Souveränität hin zu transnationalem Denken, wie sie seit ca. 30 Jahren geschieht, für Literatur und Literaturwissenschaft bedeutet. Wissenschaftliche und künstlerische Disziplinen kommen in ein lebhaftes Gespräch.

Burg Hülshoff liegt vor den Toren Münsters, in einer der beiden Städte, in denen 1648 der Westfälische Frieden geschlossen wurde, aus dem das System der souveränen Nationalstaaten hervorging: das Westfälische Staatensystem – politikwissenschaftlich auch  »Westphalia« abgekürzt. Dieses System wurde spätestens mit den Transformationen der 1990er-Jahre zunehmend diskutiert. Die Veränderung der Gesellschaften weltweit, die u.a. durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und die Globalisierung des Warenverkehrs gekennzeichnet war, wurde in der Politikwissenschaft und auch in der Weltpolitik zunehmend als Übergang vom »Westfälischen Staatensystem« zu einer »Post-Westfälischen Weltordnung« angesehen.

Bereits 1999 analysierte die Politologin Susan Strange das Scheitern von »Westphalia« auf drei systemischen Ebenen: Es fördere ökonomische Ungleichheit, produziere einen deregulierten Finanzkapitalismus und habe keine Lösungen für die ökologische Krise. Diesem Scheitern gab Strange dann konsequenterweise den Titel »Westfailure«.

Das neue, »Post-Westphalia« genannte System tritt sowohl in Form humanitärer Interventionen in das Hoheitsgebiet eines anderen Staates als auch in der Gestalt trans- oder supranationaler Initiativen wie NGOs oder Verbünde wie der Europäischen Union auf. Es äußert sich aber genauso in verschiedenen Formen ökonomischer und kultureller Globalisierung.

Dies nehmen wir zum spielerischen Anlaß, um zu fragen, wie wir Literatur in einer solchen »Post-Westfälischen Weltordnung« begreifen können, wie literarische Texte und ihre Urheber*innen mit der Frage nach dem Überschreiten von (Sprach-)Grenzen umgehen, wie Schreiben und Übersetzen also zusammenhängen, zusammen zu denken sind.

Was passiert an den einzelnen Tagen?

17. November
19 Uhr: Eröffnung mit Key Note Lectures und Diskussion – Prof. Dr. Ottmar Ette, Dr. Odila Triebel, Dr. Jörg Albrecht
Was bedeutet eine Verschiebung von der nationalen Souveränität hin zu transnationalem Denken, wie sie seit ca. 30 Jahren geschieht, für Literatur und Literaturwissenschaft? Zur Eröffnung hören wir zwei wegweisende Vorträge: Der Literaturwissenschaftler Ottmar Ette spricht über die Zeit nach der Epoche der Weltliteratur. Und Odila Triebel vom Institut für Auslandsbeziehungen wirft einen außenkulturpolitischen Blick auf die Institution der Literatur.

18. November
18 Uhr: Panel I – Bilder aus Post-Westfalen oder Klänge quer durch den Orient. Literatur transregional/transkulturell – Dr. Özkan Ezli, Dr. Ing Noa K. Ha, Prof. Dr. Martina Wagner-Egelhaaf; Moderation: Dr. Anke Kramer
Wir schauen uns Bilder einer Post-Westfälischen Welt an, also einer globalen Gesellschaft, die jenseits der festen Staatsgrenzen liegt. Drei Expert*innen bringen uns ihre Inputs mit: Gedichte von Annette von Droste-Hülshoff, deutsch-türkische Gegenwartsliteratur und aktuelle Thesen der Migrationsforschung.

19.30 Uhr: Panel II – Post-Westfälische Literaturarchive – Dr. Iuditha Balint, Dr. Marcus Stumpf, Dr. Manuel Gogos; Moderation: Dr. Nesrin Tanç
In der zweiten Diskussion des Workshops dreht sich alles um Archive: Gehören in deutsche Literatur-Archive nur deutschsprachige Texte? Oder wie können wir Grenzen flüssiger verstehen?

21 Uhr: Performative Lesung – Klänge aus dem Orient. Eine Trans|Formance – Annie Rutherford, Kaouther Tabai, Şahin Kürküt, Prof. Dr. Johannes Salim Ismaiel-Wendt, Mahmoud Hosseini Zad
Im Wechselspiel mit dem Audio-Feature Schwer mit den Schätzen des Orients in Westfalen beladen von Prof. Dr. Johannes Salim Ismaiel-Wendt erklingen Übersetzungen des Gedichtzyklus Klänge aus dem Orient von Annette von Droste-Hülshoff ins Arabische, Farsi, Englische und Kurmancî.

19. November
15.30 Uhr: Panel III – Vorstellung des Projekts Trans|Droste – Annie Rutherford, Kaouther Tabai, Mahmoud Hosseini Zad; Moderation: Dr. Anneke Lubkowitz
Mitwirkende des digital basierten Übersetzungslabors zu Texten Annette von Droste-Hülshoffs, Trans | Droste, berichten von ihrer bisherigen Arbeit im Projekt.

17.30 Uhr: Panel IV – Politische Dimensionen des Übersetzens – Monika Rinck, Şahin Kürküt, Prof. Dr. Johannes Salim Ismaiel-Wendt; Moderation: Larissa Bender
Kann Übersetzung der Erwartung gerecht werden, als Mittlerin zwischen Kulturen zu wirken? Wie gehen Literaturübersetzer*innen mit den Spuren orientalistischen und kolonialistischen Denkens in Klassikern um? Und inwiefern hängt Übersetzung selbst mit Kolonialismus zusammen? Das Panel nähert sich diesen Fragen anhand von Praxisberichten.

Hinweis

Alle Veranstaltungen im Livestream online auf digitale-burg.de mit Teilnahmemöglichkeit per Chat-Funktion. Die Veranstaltungen werden simultan ins Englische übersetzt.

Der Workshop Post-Westfälische Literatur wird im Rahmen des Projekts Worte wie Klingen gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Die Beiträge aus dem Projekt Trans|Droste werden gefördert durch den Projektfonds des Deutschen Übersetzerfonds im Rahmen des Programms NEUSTART KULTUR der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.