Klitorianisches Lesezimmer

Installation von Ari Merten, Thea Reifler

Nach dem Analen Zeitalter und dem Phallischen Zeitalter steht die Menschheit nun vor dem Eintritt in das Klitorianische Zeitalter. Die penetrativen Bewegungen der Aufklärung, der kulturellen Hegemonie, der Konkurrenzgesellschaft, des Kolonialismus und des Kapitalismus stehen kurz davor, von anderen Modellen des Zusammenlebens abgelöst zu werden, die auf Sensibilität, Konsent, Vielfalt und Gerechtigkeit basieren.
Im Klitorianischen Zeitalter wird die Klitoris nicht mit einer binären Genitalform in Verbindung gebracht, sondern als das sinnliche Zentrum eines jeden Körpers definiert. Die Klitoris ist das einzige Organ, das sich in über fünf Millionen Jahren menschlicher Evolution herausgebildet hat, das keinem anderen Zweck dient, als zu fühlen.
Das klitorianische Denken bringt queere Vorstellungen über alle bestehenden kulturellen Formen hervor. Hinweise auf die Rolle der Klitoris in kreativen Bestrebungen finden sich bereits im 16. Jahrhundert in Schriften von Vorläufer*innen des Klitorianischen Zeitalters. Diese Berichte wurden damals jedoch nicht gut aufgenommen und gingen daher weitgehend verloren oder sind in Vergessenheit geraten.
Mit dem Klitorianischen Lesezimmer widmen Ari Merten und Thea Reifler einer der dokumentierten klitorialen kreativen Praktiken aus dem 19. Jahrhundert eine Installation: Dem klitorianischen Lesen und Schreiben der frühen klitorianischen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff. In der Installation in Drostes Residenz Haus Rüschhaus wurden sowohl Drostes Jugendzimmer als auch Drostes klitorianische Praxis spekulativ rekonstruiert und sind nun zu besichtigen.

Deutsch Einfache Sprache:
Die Klitoris ist ein Teil Deines Körpers.
Sie ist ein Geflecht von Nerven zwischen deinen Beinen.
Sie kribbelt, wenn Du sie berührst.
Die Klitoris ist nur zum Fühlen da.
Die Installation Das Klitorianische Lesezimmer zeigt:
Das Jugendzimmer von der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff.
Wie Annette von Droste-Hülshoff gelesen und geschrieben hat.
Wie Annette von Droste-Hülshoff mit diesem kribbelnden Gefühl von der Klitoris gearbeitet hat.