Das Schreiben und das Schweigen
Regie: Carmen Tartarotti, Deutschland 2009, 90 min., FSK ohne Angabe
Filmplädoyer von Rike Hoppse & Son Lewandowski für einen beredten Film über die Poesie des Unsagbaren
Friederike Mayröcker ist keine Protagonistin, die den Mediengesetzen gehorcht. Im Lichte ihrer Aura kollabieren viele Kategorien. Das Schreiben und das Schweigen führt den Zuschauer ins Zentrum einer poetischen Existenz, sodass selbst die unscheinbarsten Dinge zu einem beseelten Kosmos gedeihen.
Nach ihrem ersten Mayröckerfilm („1 Häufchen Blume, 1 Häufchen Schuh“, 1990 für die Kunststücke im ORF) hat die Filmemacherin Carmen Tartarotti sich 15 Jahre später entschlossen, einen zweiten Film mit der Dichterin zu versuchen; diesmal ohne inhaltliche und formale Erwartungseinschränkungen, Längen- und Terminvorgaben der Auftraggeber. Über mehrere Jahre hinweg hat sie die Dichterin in ihrer Wohnung und auf ihren Lesereisen so diskret wie möglich begleitet und befragt, großteils allein mit Kamera und Mikrofon, wie es sich die Protagonistin ausdrücklich gewünscht hat – entscheidend unterstützt allerdings vom Schweizer Kameramann Pio Corradi.
Eine der Voraussetzungen für das Zustandekommen des Films war die absolute Rücksichtnahme auf die derzeitige Lebenssituation der Schriftstellerin und auf ihre Arbeitsrhythmen. Das machte eine andere Methodik und Vorgehensweise erforderlich, als man es von gängigen Produktionen kennt: Die fragile Zimmerarchitektur in Mayröckers Wohnung lässt den Einsatz eines normalen Kamera und Licht-Equipments auf keinen Fall zu. Über Monate hinweg war die Regisseurin darauf bedacht, Aussagen der Dichterin zu erhalten, die keine Antworten auf Fragen darstellen, sondern Äußerungen der scheinbar selbstverständlichsten Art: unspektakulär und gerade deshalb von großer Anziehungskraft.
Hinweis
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