In den Jahren 2019 bis 2022 etablierte das CfL die Denkfabrik als jährliches Format. Künstler*innen, Kurator*innen, Forscher*innen und Publikum kommen zusammen und diskutieren entlang von Inputs und Workshops Themen der Gegenwart. Die Denkfabrik 2023: Welt & Anschauung beschäftigt sich mit Zugängen – zu Text, zu Institution, zu Welt. Für wen sieht die Welt wie aus? Was sind Schnittmengen unserer Anschauungen von Welt? Neben Workshops und Kurzvorträgen gibt es Performance, Spaziergänge und Lesungen. Damit will die Fabrik hier zu ihren Ursprüngen zurück: weg von der Fließbandherstellung hin zu der im Lateinischen Wort ›fabrica‹ angelegten Bedeutung von Künstler- und Handwerksarbeit. Die Denkfabrik gibt Künstler*innen, Kurator*innen, Forscher*innen und Publikum Raum und Zeit zum Denken und zum offenen Austausch.
27. Oktober 2023
Seitenabschnitt: 27. Oktober 202316 Uhr
Ankunft, Come Together und Kennenlernen
16.30–16.45 Uhr
Input von Felicitas Rohden
17–17.45 Uhr
Input von சிந்துஜன் வரதராஜா (Sinthujan Varatharajah)
18–18.45 Uhr
Input von Dawei Ni und Franziska Winkler
19 Uhr
Abendessen
20 Uhr
Die Übersetzung. Ein Try-Out
Performance von und mit vorschlag:hammer, mit Ahmed Djamali, Sebastian Kunas, Khosrou Mahmoudi
DE / EN / FA
Übersetzungsvorgänge sind allgegenwärtig, ob in Literatur, Fernsehsendungen, in Politik, vor Gericht oder Zuhause in der Familie. In einer globalisierten und von Migration geprägten Welt ist Übersetzung Alltag. Und auch ein machtvolles Werkzeug: Sprache schafft Zugänge, fördert aber auch Ausschlüsse und Missverständnisse.
Der Performer Khosrou Mahmoudi, der in seiner Freizeit Romane ins Persische übersetzt und sich fragt wie man jemanden in seiner Sprachregion klarmachen soll, dass »Schwein gehabt« »Glück gehabt!« bedeuten soll. Der Soundkünstler Sebastian Kunas, der sich fragt, ab wann Sprache Musik wird. Übersetzer Ahmed Djamali erzählt aus dem Berufsalltag. Gemeinsam mit vorschlag:hammer fragen sie: Wer ist eigentlich unser Publikum? Wie nimmt es wahr? Was erlebt es im Theater und wie wird das Erlebte übersetzt? So entsteht nach und nach ein mehrfach übersetzter Abend über das Übersetzen, in dem sich Inhalt und Form immer wieder bedingen. Ein Raum in dem viele etwas verstehen, aber keiner alles.
Die Performance-Gruppe beschäftigt sich in ihrer jüngsten Produktion mit der Übersetzung von Sprachen, Bildern, aber vor allem mit der Übersetzung des Theaters selbst. Bevor das neue Stück im November am Ringlokschuppen Ruhr in Mülheim Premiere feiert, erhalten wir mit Die Übersetzung. Ein Try Out einen Einblick in die Probenprozesse.
Während der Aufführung wird Deutsch, Persisch und Englisch gesprochen. Während der Aufführung gibt es Übersetzungen ins Deutsche, ins Persische und ins Englische.
28. Oktober 2023
Seitenabschnitt: 28. Oktober 202310 Uhr
Punkt, Kommas, Wege – ein Ort erzählt von Vielem
Performativer Spaziergang mit Henriette Aichinger
DE
Henriette Aichinger inszeniert durch ihre performativen Führungen Gruppenerlebnisse, in denen sich die Wahrnehmung von Orten verändert. Durch Begehung, Erzählung, Partizipation der Betrachter*innen und kleine Impulse, die Fragen aufwerfen, zeigen sich diese aus einer neuen Perspektive. Die Geschichte wird überschrieben. Die Künstlerin verwebt Realität und Fiktion – für einen Moment und durch ein temporäres Wir. Durch ihre partizipatorischen Führungen stellt sie auch die Frage, wer ist ›Autor*in‹ unseres Wissens? Und, schreibt sich ›erlebtes‹ Wissen intensiver in uns ein, als rein veräußertes?
Bitte wetterfeste Kleidung & Schuhe mitbringen.
10 Uhr
Wading Thru Dreams, 2gether
Partizipative Lesung mit Charmaine Li
EN
Wading Thru Dreams, 2gether ist eine immersive, partizipative Lesung, die die Teilnehmenden dazu einlädt, sich auszuruhen – und darüber nachzudenken, wie Träume auf individueller und kollektiver Ebene mit dem Leben im Wachzustand verbunden sind. Auf der Grundlage von Interviews und Veröffentlichungen aus dem Online-Magazin ONEIRIC SPACE gibt es Texte, angeleitete kontemplative Übungen und gemeinsame Diskussionen. So entsteht ein gemeinschaftlicher Raum, in dem wir über die vielschichtigen nächtlichen Phänomene nachdenken. Wie hängen Träume mit breiteren sozialen und politischen Mustern zusammen?
11.30 Uhr
Pause
11.45 Uhr
Gemeinsames Gespräch
12.30 Uhr
Mittagessen
13.15 Uhr
Inputs von Matthew Blaise in drei Teilen
Teil I: African Queerness
Teil II: Belonging and not belonging
Teil III: Radical Love
Input von Dawei Ni und Franziska Winkler in drei Teilen
14.15 Uhr
Pause
14.30 Uhr
Lesung von Ilija Matusko in drei Teilen
Teil I: Geruch & Herkunft
Teil II: Kunst & Klasse
Teil III: Arbeit
»Kein Ruhetag« – so steht es auf der Tafel am Eingang. Ilijas Eltern betreiben eine Gastwirtschaft in Bayern. Er hilft schon als Kind in der Küche, wächst mit Pommes und Fritteusen auf. Wenn das Restaurant nicht mehr läuft, eröffnen die Eltern woanders ein neues. Weil sein Vater gerne Tennis spielt, ermöglicht er seinem Sohn Tennisstunden. Im Verein findet Ilija neue Freunde und will wie sie aufs Gymnasium. Sein Leben entkoppelt sich zunehmend von dem seiner Eltern, besonders als sein Vater nach Kroatien zurückgeht. Doch etwas begleitet ihn durch die Jahre: »Es riecht nach Pommes, Ilija kommt!« Der Satz eines Mitschülers, der ihn bis heute nicht mehr loslässt, wird zum Ausgangspunkt einer Selbstbefragung: Verrät der Geruch die eigene soziale Herkunft?
14.30 Uhr
Input von Michaela Predeick
Teil I: Reading Depression
Teil II: Staging Depression
Teil III: Picturing Depression
Psychische Erkrankungen beeinflussen mitunter fundamental den Zugang zur Welt, ebenso wie ihrer Wahrnehmung. In der Depression ist besonders die Handlungsfähigkeit befallen: Betroffene finden sich in einem Zeitregime wieder, das ihnen sukzessive die Möglichkeit nimmt, Zukunft als offen zu erleben und sich selbst darin zu entwerfen. Ein Zustand, der scheinbar jeglicher ästhetischen Produktion zuwiderläuft - und doch werden uns gegenwärtig in Literatur, Theater und Kunst eine ganze Fülle von depressiven Weltzugängen präsentiert, die zur Teilnahme am Formexperiment einladen und dabei ästhetische Praktiken produktiv zu stören wissen. Ein Streifzug.
15.30 Uhr
Pause
15.45 Uhr
Gemeinsames Gespräch
17 Uhr
Pause
17.15 Uhr
Gemeinsames Gespräch
18.30 Uhr
Abendessen
19.15 Uhr
Abfahrt vom Bennohaus zum Haus Rüschhaus
20 Uhr
Prolog: Masculine Fairies
Szenische Lesung von Jonas Monka und Minna Wündrich
mit Philipp Joy Reinhardt, Minna Wündrich mit Texten von Emre Busse, CAConrad, Lynn Takeo Musiol, Jayrôme C. Robinet
DE, EN
Ausgangspunkt für das Projekt Masculine Fairies ist die Veränderbarkeit und Weiterentwicklung der Erzählung, was ein Körper sein kann. ›Fairy‹ (zu deutsch: Elfe, Fee) wurde im englischen Sprachraum Anfang des 20. Jahrhunderts als
Benennung vorwiegend für trans-feminine Menschen verwendet. Inwiefern kann aber die oft weniger sichtbare männliche Transidentität beschrieben werden, gerade in einer Zeit, in der Männlichkeit kritisch besprochen wird.
Die Skulpturen, die Zeugen eines sich im Transitionsprozess befindlichen Körpers sind, werden hier nun Ausgangspunkt für ein Drehbuch. Leitmotiv für die Videoarbeit ist die Sprachsuche: Wie die eigene Transition erzählen? Wo finden sich Worte für etwas, das im Begriff der Veränderung ist? Und liegt in der Schwierigkeit der Benennung vielleicht die Möglichkeit zur Poesie?
Der Prolog als szenische Lesung gibt Einblicke in die Entwicklung. Die Skulpturen werden öffentlich in Szene gesetzt und begegnen den Texten von Emre Busse, CAConrad, Lynn Musiol, Jayrome C. Robinet hier zum ersten Mal.
Prolog ist der Auftakt zu einer neuen Arbeit von Jonas Monka und Minna Wündrich, die gemeinsam mit Burg Hülshoff – Center for Literature entsteht. Der Künstler Jonas Monka und die Schauspielerin Minna Wündrich verschränken in ihren gemeinsamen Arbeiten Theater und Bildende Kunst. Sie wenden charakteristische Methoden und ästhetische Konzepte gegenseitig aufeinander an. In den daraus entstehenden Spielräumen erforschen sie die Sprache von Körpern und das Sprechen über Körper.
Die Szenische Lesung ist Teil des Projekts Queer lesen und wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Achtung: Die Abendveranstaltung findet im Haus Rüschhaus statt!
29. Oktober 2023
Seitenabschnitt: 29. Oktober 2023ab 10.30 Uhr
Come Together, Frühstück und Austausch
Die Denkfabrik 2023 wird unter anderem im Rahmen von »Mitlesen! Partizipative
Literaturformate« gefördert durch die Deutsche Bank Stiftung. Der Input von Matthew
Blaise sowie die Veranstaltungen »Die Übersetzung« und »Prolog: Masculine Fairies«
finden im Rahmen des Projekts »Mit den Gespenstern leben (haunting|heritage)« statt,
gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes, die Beauftragte der Bundesregierung für
Kultur und Medien, das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes
Nordrhein-Westfalen im Förderprogramm »Regionales Kultur Programm NRW«, die
Commerzbank-Stiftung und die Kunststiftung NRW.